Eine Genossenschaft aus Tradition
Der Lübecker Bauverein steht für Tradition, Innovation und Gemeinschaft
Seine Geschichte beginnt mit dem alleinstehenden Lübecker Schiffsreeder Heinrich Gaedertz, der 1892 eine Spende von 8.000 Mark an die „Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit“ übergab. Diese Summe sollte zum Bau preiswerter Arbeiterwohnungen verwendet werden. Dies war die Geburtsstunde des „Lübecker gemeinnützigen Bauvereins eGmbH“. Es handelte sich um die Gründung des ersten Wohnungsunternehmens in der Geschichte der Hansestadt Lübeck.
In den Jahren 1862 bis 1910 stieg infolge der Industrialisierung die Einwohnerzahl in Lübeck von 44.000 auf rund 116.000 Einwohner. Überall in der Stadt mangelte es an Wohnraum.
Nach Übergabe einer Spende des Lübecker Schiffsmaklers Johann Heinrich Gaedertz an die „Gemeinnützige“ zur Förderung des Baus preiswerter Arbeiterwohnungen beschlossen die „Gemeinnützige“ und der Industrieverein diese Summe als Startkapital für die 1892 ins Leben gerufene Genossenschaft „Lübecker Gemeinnütziger Bauverein eingetragene Genossenschaft“ zu verwenden. 1894 wurden mit den Gebäuden in der Ludwigstraße 63 - 67 in Lübeck-St. Lorenz die ersten 15 Wohnungen fertig gestellt. 1902 wurde mit dem Volksbrausebad in der Ludwigstraße für die Allgemeinheit ein viel beachtetes Signal für mehr Hygiene in der Stadt abgegeben.
Anfang der 20er Jahre waren es bereits 298 Wohnungen, die mehr als 1.000 Menschen ein Dach über dem Kopf gaben.
In den Jahren 1923 und 1924 gründeten namhafte Lübecker Sozialdemokraten einen weiteren Bauverein: den Bauverein Selbsthilfe, der insgesamt 169 Siedlungs-, 6 Einfamilienhäuser und 75 mehrgeschossige Häuser mit 634 Wohnungen in St. Jürgen errichtete, bevor 1940 beide Bauvereine zwangsweise verschmolzen wurden.
Infolge der Kriegszerstörungen und des hohen Zustroms an Flüchtlingen und Vertriebenen herrschte nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland eine akute Wohnungsnot. Auch Lübeck wurde zur Flüchtlingsgroßstadt Norddeutschlands mit mehr als 100.000 Flüchtlingen.
Unter der Leitung des späteren Bürgermeisters Otto Passarge war die Genossenschaft nicht unerheblich an der beispiellosen unvorstellbaren Neubautätigkeit beteiligt, um die Wohnungsnot in Lübeck zu lindern. 1960 verfügte die Genossenschaft über 1.663 Mitglieder und 1.544 Wohnungen.
1981 und 1982 wurde aus der Konkursmasse der ehemaligen Metallhüttenwerke Lübeck die gesamte Werkssiedlung erworben, umfangreich modernisiert und den Mietern zum Kauf angeboten.
1988 übernahm die Genossenschaft 690 Mietwohnungen von der wirtschaftlich angeschlagenen „Neue Heimat Nord“ in den eigenen Bestand bzw. in die Verwaltung. Anfang der 90er Jahre kamen weitere 346 Wohnungen aus einem aufgelösten Fondsvermögen hinzu.
Nach der historischen Wende und Grenzöffnung zeichnete sich in Lübeck Anfang der 90er Jahre erneut ein Bedarf von rund 7.000 Wohnungen ab. Mit der Beteiligung an den Konversionsmaßnahmen „Waldersee“ und „Cambrai“, der Errichtung eines neuen Wohnquartiers in Kücknitz-Herrenwyk und dem Engagement zur Aufbauhilfe in Nordwestmecklenburg vergrößerte sich der Wohnungsbestand um weitere 1.450 Wohnungen.
Ab dem Jahre 1999 begann der Prozess der Wohnquartierserneuerungen in vielen Stadtteilen in der Hansestadt Lübeck. Im Rahmen einer Pilotmaßnahme in Lübeck-St. Jürgen erfolgte in diesem Quartier die Generalmodernisierung von insgesamt 545 Wohnungen. Nach Abriss eines Wohnblocks mit 254 Wohnungen entstand in der Robert-Koch-Straße ein Neubau mit insgesamt 262 zeitgemäßen und familiengerechten Wohnungen.
Im Jahr 2006 öffnete der erste Nachbarschaftstreff der Genossenschaft im Quartier St. Jürgen in der Billrothstraße seine Türen für die Mitglieder. Seitdem bietet der Bauverein hier ein breit gefächertes Freizeit- und Sozialprogramm an, das aktiv von vielen ehrenamtlich tätigen Mitgliedern unterstützt wird.
Mit der Eröffnung der Spareinrichtung im April 2011 gehört der Lübecker Bauverein heute zu einer der rund 50 Wohnungsgenossenschaften in Deutschland, die über eine entsprechende Einrichtung verfügen. Den Mitgliedern bietet die Spareinrichtung klassische Sparprodukte zu attraktiven Konditionen an. Diese Spareinlagen investiert die Genossenschaft nachhaltig in ihre Modernisierungs- und Neubauprojekte und macht sie unabhängiger vom Kapitalmarkt.
2016 war Baubeginn für das Großprojekt „Wohnquartier für Jung und Alt“ in der Ratzeburger Allee. Das Quartier vereint heute generationsübergreifendes Wohnen: Singles, Studierende, Familien und ältere Menschen leben Tür an Tür zusammen. Insgesamt entstanden hier in sechs Bauabschnitten innerhalb von acht Jahren 214 Genossenschaftswohnungen, von denen 77 öffentlich gefördert sind. Erstmalig in seiner Geschichte ist der Lübecker Bauverein eine Kooperation mit einem Dienstleister rund um das Thema Pflegeleistungen in einer Wohnanlage eingegangen. Damit wurde die Idee einer genossenschaftlichen Lösung für die Unterstützung und Betreuung bis zur Pflege der Mitglieder im hohen Alter realisiert.
Ein weiterer Meilenstein ist die Neubebauung des ehemaligen Parkplatzes Auf dem Baggersand in Travemünde. Im Juli 2017 hat die Genossenschaft zusammen mit den Lübecker Wohnungsunternehmen Grundstücks-Gesellschaft TRAVE mbH, NEUE LÜBECKER Norddeutsche Baugenossenschaft eG und Vereinigte Baugenossenschaften Lübeck eG das Grundstück Auf dem Baggersand in Lübeck-Travemünde von der Hansestadt Lübeck erworben. Die Bauherrengemeinschaft baut auf dem rund 20.000 m² großen Areal 254 Mietwohnungen, davon 47 Wohneinheiten öffentlich gefördert. Geplant sind Wohnungen für Familien, Singles, Paare und Ältere sowie eine Tiefgarage mit 257 Stellplätzen. Die Fertigstellung des Gesamtprojektes ist für Ende 2024 geplant.
Ziel der Genossenschaft ist es, auch weiterhin attraktiven und bezahlbaren Wohnraum für die jetzigen und zukünftigen Mitglieder anbieten zu können. Der Investitionsschwerpunkt liegt im Bereich der nachhaltigen Bestandserhaltung und Modernisierung der Objekte, um die Zukunftsfähigkeit des Wohnungsbestandes zu sichern. Die Schaffung und Bewahrung von lebenswerten Quartieren mit lebendigen Nachbarschaften liegt dem Bauverein dabei besonders am Herzen.